Akteure von Angst – Kreuzberg36

Akteure von Angst, Gewalt, Verdrängung und Vertreibung in Kreuzberg 36

Wir wünschen uns ein gutes Leben ohne Angst für alle – in Kreuzberg 36 und überall. Ein Leben ohne Angst vor rechtsextremer und rassistischer Gewalt, ohne Angst vor Mieterhöhung und Zwangsräumung, ohne Angst vor Ausbeutung und Unterdrückung, ohne Angst vor Polizeischikanen und Abschiebung.

Um ein gutes Leben ohne Angst für alle zu verwirklichen, müssen wir uns mit denjenigen auseinandersetzen, die für die Angst verantwortlich sind: etwa als skrupellose Immobilienkonzerne, als ausbeuterische Unternehmen, als brutale Polizei oder durch rassistische Gewalt und rechtsextreme Propaganda.

Einige dieser Akteure von Angst, Gewalt, Verdrängung und Vertreibung sind direkt hier in Kreuzberg 36 präsent.

Akelius (Erkelenzdamm 11-13)

Der Akelius Konzern besitzt in Berlin über 10.000 Wohnungen. Durch Mieterhöhungen, Schikanen gegen Mieter*innen, teure Sanierungen und hohe Neuvermietungs-Preise macht Akelius hohe Profite mit dem angespannten Wohnungsmarkt in der Stadt. Eine 1-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss in der Reichenberger Straße bot Akelius kürzlich für eine Kaltmiete von 30 Euro pro Quadratmeter an.

Luxus-Hotel „Orania“ (Oranienplatz)

Das „Luxushotel Orania“ trägt massiv zu steigenden Mieten und Aufwertung in den benachbarten Gegenden bei. Der Betreiber Müller-Elmau lässt – etwa am 1. Mai 2018 – Aktivist*innen und Demonstrant*innen aus dem Räumen des Hotels heraus durch die Polizei bespitzeln. Aus dem Hotel heraus aufgenommende Fotos von Demonstrant*innen werden durch die Polizei zu einer skandalösen Öffentlichkeitsfahndung wegen angeblicher Straftaten benutzt.

Dem Betreiber des „Orania“-Hotels gehört ebenfalls das G7-Luxushotel „Schloss Elmau“ in Bayern. Dem Eigentümer des „Orania“-Hotel, Bötticher, gehört auch das Eckhaus gegenüber am Oranienplatz, wo gerade der Veranstaltungsort „Denkerei“ vertrieben werden soll, um höhere Profite durch ein „Start-Up-Zentrum“ zu erzielen.

Rent24 (Kottbusser Str. 4)

Rent24 betreibt hier einen sogenannten „Co-Working-Space“. Rent24 verdient hervorragend an der kapitalistischen Stadtumstrukturierung. Während sie sich damit rühmen, ihre „Co-Working-Spaces“ und „Co-Living-Spaces“ in besonders spannenden Bezirken anzubieten, sind sie selbst sehr aktiv daran beteiligt, selbstverwaltete nichtkommerzielle kulturelle und soziale Räume zu zerstören. Rent 24hat sich besonders unbeliebt gemacht durch die Schikanierung der Jugendprojekte „Potse“ und „Drugstore“ in Schöneberg, deren Räume Rent24 – nach einer von ihnen gewünschten polizeilichen Räumung – gerne übernehmen möchte.

Factory (Lohmühlenstr. 1)

Nach der Vertreibung der ursprünglichen Nutzer*innen – Handwerk und Kunst – werden die Räume nun nicht nur von diversen Startups, sondern auch von so sympathischen Konzernen wie Daimler Benz und Google genutzt. An der Factory beteiligt ist auch Gregor Marveld, verantwortlich für die brutale Räumung des Hausprojektes „Yorck59“ im Sommer 2005. Auch in Friedrichshain waren die „Factory“-Verantwortlichen für die Zerschlagung eines Projekte-Hauses von Künstler*innen (Palisadenstraße) verantwortlich.

Geplantes „Büro- und Geschäftsgebäude“ (Mariannenstr. Ecke Skalitzer Str.)

Die Ideal Versicherung (Sitz Kochstraße 26) plant hier nicht mehr den Bau eines Riesen-Hotels, sondern will jetzt noch mehr Profit mit einem „Büro- und Geschäftsgebäude“ machen. Viele Anwohner*innen finden das fast genauso scheiße wie das geplante Hotel und sind entschlossen, das kommerzielle „Büro- und Geschäftsgebäude“ zu verhindern.

„Cuvry Campus“ (Cuvrystr. Ecke Schlesische Str.)

Lange war das Spreegrundstück an der Cuvrystraße öffentlich zugänglich und wurde von vielen unterschiedlichen Menschen kostenlos genutzt. Derzeit entsteht hier der sogenannte „Cuvry Campus“: über 40.000 m² rein kommerziell genutzte Fläche. Raum für öffentliche nichtkommerzielle Nutzungen, soziale Projekte oder bezahlbares Wohnen ist nicht vorgesehen.

Car Lofts (Reichenberger Straße Ecke Liegnitzer Straße)

Die sogenannten „Car Lofts“ sind Luxus-Eigentumswohnungen in der Reichenberger Straße, bei denen mittels Auto-Aufzug der Porsche oder Jaguar direkt neben der eigenen Wohnung geparkt werden kann. (Songtip: „Autoaufzüge auf der Reichenberger Straße“ von Herzkasper)

Postgebäude (Skalitzer Straße 85)

Nachdem die Samwer-Brüder (Zalando, Rocket Internet etc.) das Postgebäude gekauft haben, um hier ein profitbringendes „Startup-Zentrum“ einzurichten, haben sie erst mal dem hier seit vielen Jahren ansässigen Privatclub die Miete verdoppelt, drohen mit Konzertverboten und haben schon angekündigt, dass der bestehende Vertrag nicht verlängert wird. Über verschachtelte Konstrukte haben die Samwer-Brüder in den letzten Jahren diverse Immoblien in Berlin gekauft. Im Postgebäude sitzt der sogenannte „Blockchain-Hub“ „Full Node“ und betreibt einen „Co-Working-Space“.

The Shelf (Prinzenstraße)

Das Gelände von Robben & Wientjes in der Prinzenstraße wurde an die Firma Pandion verkauft, sechstgrößter Immobilienentwickler Deutschlands. Was kommen soll, ist eine 150 Millionen Euro schwere Gewerbeimmobilie mit dem Namen “The Shelf“: ein neuer Ort für Start-Ups und Firmen, die sich die Miete von 20-25 € pro m² (oder mehr) leisten können. Anwohner*innen und Aktivist*innen sind sauer.

Mind Space (Skalitzer Straße 104)

Das global agierende Unternehmen „Mind Space“ profitiert ebenfalls von den explodierten Gewerbemieten in Berlin, verbunden mit dem Start-Up Hype, und betreibt in der Skalitzer Straße 4 („hip Kreuzberg“ mit „thriving startup ecosystem“) einen sogenannten „Co-Working-Space“. Ab 350 Euro im Monat darf hier ein Schreibtischplatz mitgenutzt werden.

Umspannwerk (Ohlauer Straße)

Google wollte hier einen „Startup Campus“ errichten, was durch Protest verhindert wurde. Trotzdem ist Google weiterhin mindestens für die nächsten 5 Jahre hier Mieter und stellt die Flächen u.a. „Better Place“ zur Verfügung, die – u.a. mit Unterstützung von Daimler Benz – bemüht sind, Herrschafts- und Ausbeutungs-Verhältnisse zu entpolitisieren. Auch Image-Kampagnen für Unternehmen können über „Better Place“ verwirklicht werden.

Markthalle 9 (Eisenbahnstr. 42)

Nachdem die Markthalle vor einigen Jahren den derzeitigen kommerziellen Betreibern zum Schnäppchenpreis vom Land Berlin verkauft wurde, sind diese eifrig dabei, hier einen exklusiven Ort für die gutverdienende neue Nachbarschaft zu schaffen. Zu Ende Juli wurde dem ALDI gekündigt, statt dessen soll ein image-trächtiges „House of Food“ entstehen, verwirklicht durch das durch Luxus-Sanierung bekannte Architekturbüro Stark & Stilb (u.a. hier im Kiez „Cuvry-Speicher“, „Paul Linke Höfe“, „Victoria Höfe“).

Zalando Outlet Store (Köpenicker Str. 20)

Zalando (Eigentümer: Samwer-Brüder, siehe auch 9 – Postgebäude) ist bekannt für seine äußerst miesen Arbeits-bedingungen, schlechte Löhne und die Überwachung und Schikanierung der Mitarbeiter*innen.

Deliveroo (Schlesische Str. 26)

Deliveroo bietet prekäre Arbeitsbedingungen, Scheinselbständigkeit und permanente Überwachung. Mittlerweile organisieren sich viele Deliveroo-Arbeiter*innen in Berlin bei der anarchistischen Gewerkschaft FAU und haben schon diverse Protestaktionen, auch vor dem Deliveroo-Sitz, durchgeführt.

Crossmedia (Kohlfurter Str. 41)

Die Crossmedia GmbH verdient u.a. Geld mit miesen Werbe-Kampagnen für die Bundeswehr. Crossmedia GmbH: „Die Bundeswehr hat ein Nachwuchsproblem. Um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, bringt sich die Bundeswehr mit einer einzigartigen Youtube-Reality-Doku zurück in die Wahrnehmung der jungen Generation...“

Polizeigewalt

Mit Schwerpunkt an den sogenannten „kriminalitätsbelasteten Orten“ Görlitzer Park und Kotti kommt es permanent zu massiven Schikanen, Razzien, Gewalt, Festnahmen und Übergriffen durch die Polizei. Diese richten sich vor allem gegen Migrant*innen, Geflüchtete und obdachlose Menschen, die im neuen, schicken Kreuzberg nicht erwünscht sind. Mit dabei: exzessive Kamera-Überwachung und massenhafte Kontrollen, Durchsuchungen und Platzverweise.

Natürlich machen viele weitere Akteure uns zwar hier hier in Kreuzberg 36 das Leben schwer, haben aber ihren Sitz woanders, etwa die Verantwortlichen diverser Immobilienkonzerne wie beispielsweise der „Deutsche Wohnen“ oder der Padovics-Gruppe. Auch mit ihnen ist selbstverständlich die Auseinandersetzung gefragt!